Dienstag, 13. April 2010

Kauft Gold! Verkauft Gold!

Wer in diesem Frühjahr einmal durch die Fußgängerzonen einer Provinzstadt geht, dem wird aufgefallen sein, dass neuerdings Goldankaufstuben wie Pilze aus dem Boden schießen. Seitdem jeder Teenager sein Zweit-iPhone, samt dazugehörigem Schufa-Eintrag, sein Eigen nennt, scheinen sich Handyverträge nicht mehr so gut zu verkaufen – Grund genug, die Bude dicht zu machen und nun auf Goldankauf umzusatteln. Vielleicht steckt dahinter ja auch ein tieferer Sinn: Um die Handyschulden zu bezahlen, kann Klein-Kevin den Goldschmuck seiner Oma versetzen – so was nennt man dann wohl lebenszeitbegleitendes Kundenmanagement. Aber was wollen die verkrachten Existenzen, die hinter dem Tresen hocken, eigentlich mit dem ganzen Gold?

Die Antwort findet sich im Internet. Surft man Seiten an, die – sagen wir es mal vorsichtig – eine etwas unorthodoxe Sicht auf die Welt im Allgemeinen und finanzwirtschaftliche Fragen im Besonderen haben, schreien einem diverse Banner entgegen: „KAUFT GOLD!“ Ja gerne, aber warum? Die Antwort findet sich in den Begleittexten: Die Weltwirtschaft kollabiert, Geld ist aus Papier und somit nichts wert und die Finanzeliten hätten es nur darauf abgesehen, uns wie eine Weihnachtsgans auszunehmen. Dahinter steckt ja sicher ein Körnchen Wahrheit, aber warum kaufen die Finanzeliten dann nicht das schöne Gold? Oder sind sie es, die das Gold verkaufen? Man weiß so wenig.

Gold – die beste Wertanlage!
Gold – so sagt man – sei wertstabil. Das stimmt natürlich nur sehr selektiv. Wenn man beispielsweise im Jahre 1981 einen Goldbarren gekauft hat und ihn zwanzig Jahre später verkaufen wollte, bekam man nominell nur noch die Hälfte des Geldes wieder. Doch dieser Vergleich hinkt natürlich, schließlich wird Gold ja als „wertstabil“ beworben und es wird dabei immer wieder auf die Inflation hingewiesen. Doch wenn man den Wertverlust von 1981 bis 2001 nicht nominell, sondern inflationsbereinigt betrachtet, sieht es noch düsterer aus – denn inflationsbereinigt bekam man zwanzig Jahre später nur noch ein Viertel des ursprünglichen Wertes wieder. Gold ist volatil und eignet sich daher am ehesten für die sehr langfristige Wertanlage. Das gilt natürlich nicht, wenn man in Hochpreisphasen Gold kauft – inflationsbereinigt liegen die Preise der frühen 1980er Jahre immer noch weit über den momentanen Kursen, die allerdings ebenfalls weit über dem langjährigen Schnitt liegen. Wer heute Gold kauft, könnte also schon bald sein blaues Wunder erleben.
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