Sonntag, 11. April 2010

Flugzeugabsturz von Smolensk: Katyn 2.0?

Ein Unfall zur falschen Zeit am falschen Ort mit den falschen Leuten – das ist der Absturz des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski am heutigen 10. April 2010 im russischen Smolensk. Gerade auf dem Weg zu einer großen Versöhnungsfeier zwischen Russland und Polen kommt der polnische Staatspräsident samt Gefolge an Bord einer russischen Maschine in Russland ums Leben. Ein Ereignis, das jede Menge Sprengstoff in sich birgt und zum Zündfunken einer großen Krise werden könnte.

Das Flugzeug gilt als sicherstes Verkehrsmittel der Welt. Dass nun ausgerechnet ein Staatspräsident samt Gefolge auf dem Weg zu einer hochsensiblen Mission abstürzt, ist schon ein ausgesprochen dummer Zufall, in etwa so unwahrscheinlich wie der Jackpot im Lotto. Ja, der Zufall ist sogar noch größer: Ausgerechnet auf dem Weg zum Gedenken des sowjetischen Mordes an 4.000 polnischen Offizieren und Intellektuellen im Zweiten Weltkrieg bei Katyn gibt es ganz in der Nähe auf russischem Boden ein neues »Massaker« an der politischen und kulturellen Elite Polens: am Flughafen der russischen Stadt Smolensk. Und ob Unfall oder nicht – zweifellos wird auch dieses Massaker in die Geschichte eingehen, das Trauma von Katyn erneuern und dafür sorgen, dass es niemals verheilt.

Heute morgen gegen 9.00 Uhr stürzte die Tupolev TU-154 des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski beim Anflug auf den russischen Flughafen Smolensk mit mindestens 100 Menschen an Bord ab. Die Delegation war auf dem Weg zu einer Gedenkfeier im nahegelegenen Katyn, wo der sowjetische Geheimdienst 1940 4.000 Polen ermordet hatte. Insgesamt sollen bei den damaligen Säuberungen 20.000 bis 30.000 Menschen gestorben sein.

Angeblich geriet die Maschine nach mehreren Landeversuchen in dichtem Nebel in etwa eineinhalb Kilometern Entfernung von der Landebahn zu tief, streifte Bäume und stürzte ab. Laut russischen Behörden gibt es keine Überlebenden.

»Eine Mega-Katastrophe für Polen« sei das, schreibt die Website polskaweb.de am heutigen 10. April 2010, »denn an Bord waren nicht nur der Präsident und seine Frau, sondern auch hohe Geistliche, Geheimdienstler, höchste Militärs, Politiker und der Chef des IPN Janusz Kurtika«. (IPN = Institut für Nationales Gedenken; G.W.) »Was die Katastrophe am heutigen Morgen für Polen bedeutet, hat das Land noch nie erlebt. Der Präsident ist tot, der Direktor der Nationalbank lebt nicht mehr und auch nicht der Präsident des nationalen Olympischen Komitees, sowie viele weitere zur polnischen Intelligenz gehörende Menschen.«