Die verzweifelte Suche nach Rendite treibt Anleger wieder dazu, hohe Risiken einzugehen. Gewinner sind die Banken. So verwundert es nicht, dass die Wall Street, zwölf Monate nach dem Beinahezusammenbruch des weltweiten Finanzsystems, eines der besten Jahre ihrer Geschichte feiert.
Seit längerer Zeit liegen die Leitzinsen weltweit fast bei null. Aber wer will schon sein Geld für 0,5 oder 1,5 Prozent Jahreszins bei einer Inflation von etwa zwei Prozent anlegen? Das wäre aktive Geldvernichtung.
Sparer gehen wieder höhere Risiken ein
So gehen aufgrund der Niedrigzinsen Investoren immer höhere Risiken ein und investieren wieder in alle möglichen Geldanlagen, die schnelle und hohe Rendite versprechen. Sogar der normale Sparer geht Wagnisse ein, die seinem Naturell nicht entsprechen.
In Zeiten hoher Renditen bevorzugen die Sparer eher konservative Anlagen, während sie bei Niedrigzinsen mehr riskieren. Das liegt im Naturell des Menschen.
Doch jetzt liegt die Durchschnittsverzinsung für Tagesgeld bei knapp 1,4 Prozent und eine zehnjährige Bundesanleihe bringt es gerade mal auf 3,3 Prozent. Nach Abzug der Inflation bleibt fast nichts übrig, oder man verzeichnet sogar ein Minus. Für viele Anleger sind diese sicheren Produkte deshalb uninteressant geworden.
So ermutigen die Notenbanken mit den niedrigen Zinsen die Anleger regelrecht dazu, höhere Risiken einzugehen: Schon verzeichnen Geldmarktfonds einen hohen Abgang von Kapital, während manche Aktienfonds wieder einen Aufschwung erfahren – und damit auch die Risiken, die damit verbunden sind.
Vergessen ist, dass der Grund der jetzigen Weltwirtschaftskrise einst durch zu niedrige Zinsen ausgelöst wurde.
Gewinner: Die Banken und der Staat
Aber es gibt auch Gewinner: Das sind (wieder einmal) die Banken. Sie verdienen sich eine goldene Nase an den niedrigen Leitzinsen, während die Sparer und Anleger mit einem Butterbrot abgespeist werden. Die Geldinstitute leihen sich Geld quasi zum Nulltarif und machen an den Märkten Milliardengewinne. Die Wall Street verzeichnet, ein Jahr nach dem Beinahekollaps des weltweiten Finanzsystems, sogar eines der besten Jahre ihrer Geschichte.
Auch die Regierungen sind an niedrigen Zinsen interessiert, denn so können sie ihre katastrophalen Staatsdefizite günstig finanzieren.