Die Ratingagentur Moody's sagt Ländern weltweit für die Schuldenaufnahme im Jahr 2010 "tumultartige Zeiten" voraus. Der Ausstieg aus Konjunkturhilfen und der lockeren Geldpolitik sei mit Unsicherheiten behaftet. Es sei wahrscheinlich, dass Investoren sich sogar das Unvorstellbare vorzustellen versuchten - die Gefahr eines Staatsbankrotts: "Die Frage wird häufig mit Bezug auf Japan gestellt. Doch das könnte nur ein Vorbote sein", schrieb das Moody's-Team um Pierre Cailleteau in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht.
Die Gefahr eines Zahlungsausfalls eines Staates ist momentan eine der beherrschenden Themen am Kapitalmarkt. Am 25. November bat Dubai World seine Gläubiger um Zahlungsaufschub. Erst eine Hilfe in Höhe von 10 Mrd. $ des Nachbarn Abu-Dhabi beruhigte die Situation im Wüstenstaat. Ebenfalls im Fokus steht Griechenland. Fitch stufte die Bonität herab, Standard & Poor's senkte den "Ausblick" auf negativ. All das führte vergangene Woche zu einem Ausverkauf bei griechischen Anleihen und zu einem deutlich höheren Risikoaufschlag.
Moody's bezieht die düstere Prognose explizit auch auf Länder mit einem "AAA"-Rating - dazu zählen die USA, Großbritannien, Deutschland und Frankreich. Einige Staaten hätten an finanziellem Spielraum - die Ratingagentur spricht von "Höhe" (altitude) - eingebüßt, ohne die Top-Note wie beispielsweise Irland eingebüßt zu haben, heißt es in der Analyse. Eine zweite Finanzkrise in ähnlichem Ausmaß könnten sie sich nicht noch einmal leisten.
Dabei geht Moody's mit den Regierungen hart ins Gericht. Auch Deutschland und Frankreich werden konkret angesprochen. In Anspielung auf das Wachstumsbeschleunigsgesetz, das Steuererleichterungen vorsieht, heißt es: "Die Idee kann mit den Worten zusammengefasst werden 'mehr Schulden heute für hoffentlich weniger Schulden in der Zukunft'."
Sonderlich überzeugend sei die Strategie aber nicht: "Regierungen haben nur wenig direkten Einfluss auf die totale Faktorproduktivität, die in Industrieländern den Wachstumstreiber darstellt." Wachstum allein löse nicht das Problem: "Die meisten Industrieländern werden ihren Haushalt konsolidieren müssen, um ihre Schulden auf einem akzeptablen Level zu halten. Das wird den Aufschwung dämpfen", urteilten Cailleteau und seine Kollegen.