Zentralbanker und Regulierer neigen zu der Sorge, dass zu viel Wettbewerb im Finanzsektor Instabilität und das Risiko eines Systemversagens erhöht. Kartellbehörden andererseits neigen einem „Je mehr Wettbewerb, desto besser“ zu. Beide können nicht Recht haben.
Es gibt einen Widerspruch zwischen Wettbewerb und Stabilität. Tatsächlich kann mehr Wettbewerbsdruck die Fragilität der Bankbilanzen erhöhen und die Anleger panikanfälliger machen. Er kann zudem den Charter Value (d.h. den abdiskontierten Gegenwartswert der künftigen Gewinne) der Institute untergraben.
Eine Bank mit knappen Margen und begrenzter Haftung hat nicht viel zu verlieren und wird daher eher geneigt sein, zu zocken – eine Tendenz, die durch Einlageversicherungen und eine Politik der Rettung systemrelevanter Banken noch verschärft wird. Das Ergebnis sind zusätzliche Anreize, Risiken einzugehen. Tatsächlich sind die Belege für Fehlanreize zur Risikoübernahme für Banken, die kurz vor dem Scheitern stehen, in liberalisierten Systemen überwältigend.
Dies ist der Grund, warum nach Beginn der Liberalisierung der Finanzsysteme in der entwickelten Welt in den 1970er Jahren Zahl und Schwere der Krisen zunahmen, beginnend in den USA. Diese neue Verletzlichkeit steht im starken Widerspruch zu der Stabilität in der überregulierten Phase nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Krisen in den USA in den 1980er Jahren (verursacht durch die als „Thrifts“ bekannten Sparkassen) und in Japan und Skandinavien in den 1990er Jahren zeigten, dass Finanzliberalisierung ohne ordnungsgemäße Regulierung zu Instabilität führt.
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