Der Hurrikan der Finanzkrise ist noch nicht vorbei, da naht schon der nächste Wirbelsturm, der einer Währungskrise, ja eines Währungskriegs. Zuerst sprach der brasilianische Finanzminister davon, dann der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf der Jahrestagung von IWF und Weltbank am Wochenende in Washington.
Die Lage ist ernst. Die schon seit Jahren auf jeder Tagung der G8-Industrienationen angesprochenen «strukturellen Ungleichgewichte» geraten ausser Kontrolle. Ein weltwirtschaftlicher Umbruch kündigt sich an. Es stellt sich die Frage: Kann der US-Dollar seine Position als Reservewährung halten – und können Welthandel, Finanztransaktio nen und nicht zuletzt die Verträge über Öllieferungen wie bisher üblich in US-Dollar abgewickelt werden, wenn gleichzeitig die politischen und wirtschaftlichen Eliten der USA aggressiv eine Aufwertung des chinesischen Renminbi Yuan verlangen? Denn das ist spiegelbildlich die Ankündigung einer Abwertung des US-Dollar. Wenn andere Länder dieser Forderung folgen, haben wir einen Währungskrieg wie schon einmal im Vorfeld der Weltwirtschaftskrise der dreissiger Jahre.
Seit mehr als einem Jahrzehnt steigen die Leis tungsbilanzüberschüsse einiger Regio nen (Ostasiens, ölexportierender Länder), während vor allem die USA ein steigendes Defizit ihrer Leistungsbilanz aufweisen. Doch sind die Ersparnisse sowie die mangelnde Binnennachfrage in China, Japan, Indien und deren Exportüberschüsse wirklich für die destabilisierenden Defizite der USA verantwortlich, wie von deren Seite behauptet wird?
Logiken der Währungsabwertung
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