Montag, 2. August 2010

Wie Investmentbanken Preise manipulieren

Die Geldhäuser haben das Geschäft mit Metallen, Öl und Strom für sich entdeckt. Sie steigen in den physischen Handel ein, sichern sich Tanker, Lagerstätten und Kraftwerke. Durch diese Marktmacht verknappen sie das Angebot und treiben die Preise hoch.

Mit Essen spielt man nicht. Manche Banken schon: Am Montag, den 10. Mai um 14.30 Uhr ist in einem Speicherhaus in Rotterdam plötzlich ein Platz leer, an dem zuvor zehn Tonnen Kakaobohnen in Jutesäcken lagerten. 20 Jahre lang wurden sie von Banken und anderen Finanzinvestoren hin und her verkauft. Die Kakaopreise steigen seit Jahren, die Geldjongleure behielten die Bohnen zwecks Spekulation. Im Frühjahr war ihnen der Preis dann offenbar hoch genug: Die Bohnen wurden an ein Unternehmen verkauft und kamen endlich in die Realwirtschaft.

Und es bleibt nicht bei Kakao. Längst haben die Spekulanten auch Grundgüter wie Zucker, Kupfer, Zink oder Öl entdeckt. Was immer der Rohstoffmarkt hergibt. Insbesondere die großen Investmentbanken drängen in den Handel mit physischen Gütern. Allein der Wall-Street-Gigant Goldman Sachs hat inzwischen physische Rohstoffe im Wert von mehr als drei Mrd. $ unter Kontrolle.

Gemeinsam mit Morgan Stanley und JP Morgan spinnt Goldman Sachs ein umfassendes Netz. Die Banker kaufen Lagerhäuser, Kraftwerke, Ölterminals oder Pipelines und chartern Tankschiffe. Europäische Häuser wie die Deutsche Bank oder Credit Suisse machen es ihnen nach. Der als Krisenprophet bekannt gewordene Ökonom Nouriel Roubini bezeichnet die Großbanken angesichts solcher Entwicklungen inzwischen als "Finanzsupermärkte".

Die Rechnung für das Rohstoffspiel der Banken zahlen Verbraucher und Wirtschaft: Die spekulativen Investments verknappen das Angebot und treiben damit die Preise. Und steigende Rohstoffpreise verteuern Lebensmittel und Güter. Die Einkaufskosten der Firmen klettern und damit die Preise für ihre Produkte. Erst vor zwei Jahren wurde eindrucksvoll klar, welche Auswirkungen etwa ein explodierender Ölpreis auf die Konjunktur hat: Etliche Autozulieferer ächzten unter den rasant steigenden Rohstoffpreisen. Die Banken hingegen verdienen am Preisboom. Und sie vergrößern ihre Rohstoffsparten stetig.
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