"Ich brauche Arbeit", steht in schiefen schwarzen Druckbuchstaben auf dem Pappschild. Und darunter: "Ich muss drei Kinder ernähren." Isaac Pantoja sitzt auf einem weißen Klappstuhl vor dem Rathaus der südspanischen Hafenstadt Cadiz. Neben ihm, auf dem Boden, steht eine Flasche Wasser. Er befindet sich im Hungerstreik.
"Ich bin nicht faul" sagt der Mann, der vor mehr als zwei Jahren seinen Job als Bauarbeiter verlor. "Jeden Tag habe ich Bewerbungen geschrieben – doch alles war umsonst. Ich bin am Ende – und deswegen sitze ich hier." Um öffentlich darauf aufmerksam zu machen, dass er keine Zukunft mehr sieht. Sich von der Gesellschaft ausgestoßen, vom Staat verlassen fühlt.
Isaac Pantoja ist eines der vielen Opfer des Kollapses der spanischen Immobilienbranche und der nachfolgenden Wirtschaftskrise. Die schlimmste, die das südeuropäische Land seit Aufblühen der Demokratie vor 35 Jahren erlebt. Mit einer Arbeitslosigkeit von mehr als 20 Prozent. In Isaacs strukturschwacher Küstenregion Cadiz, in der Fischkutter und Werften reihenweise stillgelegt wurden, sind gar mehr als 30 Prozent ohne Job.
Der junge Mann erhält kein Arbeitslosengeld. Weil Isaac auf dem Bau immer nur mit "Müll"-Zeitverträgen beschäftigt war und zu wenig anrechenbare Versicherungszeiten vorzuweisen hatte. "Wir haben nur jene 200 Euro, die meine Frau mit Putzen verdient." Das reiche weder zum Leben noch zum Sterben. Auch in anderen Städten Spaniens hungern Arbeitslose, in Kirchen und auf Marktplätzen, aus Protest.
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Solche Bilder werden wir in naher Zukunft weltweit sehen.