Die jüngsten Milliardengewinne der amerikanischen Banken täuschen. Denn neben den Jubelmeldungen gab es zuletzt auch Besorgnis erregende Hiobsbotschaften aus Amerikas Bankenwelt: Erst gab die Investmentbank Morgan Stanley bekannt, dass ihrem Immobilienfonds "Real Estate Fund VI" ein dramatischer Wertverlust droht: Von den 8,8 Milliarden Dollar, die der Fonds zuvor wert war, sind offenbar nur noch 3,4 Milliarden Euro übrig - ein Verlust von fast zwei Dritteln.
Daraufhin meldete der Konkurrent Goldman Sachs, dass sein 1,8-Milliarden-Dollar schwerer Immobilienfonds "Whitehall Street International" 2009 fast einen Totalverlust erlitten hat. Und sogar die Deutsche Bank hat es in den USA böse erwischt: Ihr US-Immobilienfonds mit dem sperrigen Namen "Rreef America Reit III" ist zu einem Problemfall geworden. Wie Deutschlands größtes Geldhaus jüngst einräumte, musste die Bank den Fonds massiv stützen, um einen Kollaps zu vermeiden.
Die Beispiele dieser Not leidenden Fonds zeigen: In den USA ist längst eine neue Immobilienkrise entstanden. Doch diesmal geht es nicht um überteuerte Eigenheime für Durchschnittsamerikaner, die mit schlecht besicherten Krediten (subprime) die globale Finanzkrise auslösten. Jetzt sind die Gewerbeimmobilien betroffen. Aufgrund der Krise stehen in den USA zahlreiche Bürogebäude, Hotels und Einkaufszentren leer. Den Fonds, die in diesen Gebäuden investiert sind, entgehen deshalb hohe Mieteinnahmen. Zudem sind die Preise dieser Immobilien stark gefallen. Deshalb kamen die drei genannten Banken nun nicht um diese enormen Wertberichtigungen herum.
Weitere Fonds mit Hiobsbotschaften dürften folgen. Hinzu kommt: In den nächsten vier Jahren müssen nach Berechnungen des US-Kongresses Kredite im Gewerbeimmobilienbereich im Wert von 1,4 Billionen Dollar (über eine Billion Euro) refinanziert werden. Rund die Hälfte dieser Kredite ist aber inzwischen Not leidend, weil die Kreditsumme wegen des Preisverfalls inzwischen höher ist als der Wert der Immobilie.