Oberst Klein hatte am 4. September den Befehl erteilt, zwei entführte Tanklaster in der Nähe der afghanischen Stadt Kundus zu bombardieren. Dabei wurden nach Nato-Angaben bis zu 142 Personen, darunter mehrere Dutzend Zivilisten getötet. Anschließend hatten höchste deutsche Regierungs- und Militärkreise versucht, das Massaker zu vertuschen. Erst Presseveröffentlichungen und Verlautbarungen amerikanischer Stellen ließen sein wahres Ausmaß allmählich erkennen.
Der zuständige Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) musste später zurücktreten, weil er zivile Opfer trotz besseren Wissens tagelang geleugnet hatte. Sein Nachfolger Karl Theodor zu Guttenberg (CSU), der Kleins Verhalten anfangs ebenfalls verteidigt hatte, korrigierte sich später und bezeichnete den Angriff als "militärisch nicht angemessen". Er entließ Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan sowie einen Staatssekretär, weil sie ihm angeblich Dokumente vorenthalten hatten. Der Bundestag setzte sogar einen Untersuchungsausschuss ein, um die Kundus-Affäre aufzuklären.
Trotz dieser Vorgeschichte hat die Bundesanwaltschaft jetzt einen Persilschein für Klein ausgestellt, der ihn nicht nur von jeder strafrechtlichen Verantwortung für das Massaker von Kundus freispricht, sondern der Bundeswehr freie Hand gibt, in Zukunft ungestraft ähnliche Massaker zu verüben. Die Rechtfertigung, mit der die Bundesanwaltschaft die Einstellung des Verfahrens begründet, ist ein Meilenstein auf dem Weg zur Wiederbelebung des deutschen Militarismus. Eine nicht gewählte Bundesbehörde, die weder über eine demokratische Legitimation noch über richterliche Befugnisse verfügt, schafft hier einen Präzedenzfall mit fatalen Auswirkungen.
So ungefähr dürften die toten Afghanen um den Tanklaster herum ausgesehen haben. Straffrei ist der Obrist also davongekommen. Vielleicht quälen ihn aber auch solche Bilder in der Nacht. Tauschen möchte ich mit ihm nicht. Holt unsere Soldaten endlich heim aus diesem verlogenen Krieg!