Montag, 4. Januar 2010

Industriemetallpreise ziehen an; Eisenerz 20 - 30% Aufschlag

Spotmarktpreise ziehen kräftig an. Analysten erwarten 20 bis 30 Prozent Aufschlag.
Auf die Stahlindustrie kommen im neuen Jahr voraussichtlich höhere Rohstoffkosten zu als bisher erwartet. Führende Analysten haben ihre Vorhersagen für Preisaufschläge beim Eisenerz in den bevorstehenden Verhandlungen deutlich nach oben korrigiert. Die australische Bank Macquarie rechnet mit einem Preisanstieg von 30 Prozent, JP Morgan erhöhte seine Prognose von 10 auf 20 Prozent und liegt damit nun gleichauf mit UBS und Goldman Sachs. „Das steil ansteigende chinesische Wachstum ist zweifellos der wichtigste Treiber“, schreibt Macquarie-Analyst Jim Lennon in seiner jüngsten Studie. Doch auch in den Industrieländern steige die Nachfrage.
Eisenerz ist der wichtigste Rohstoff bei der Stahlerzeugung. Seine Kosten haben bedeutenden Einfluss auf die Preisgestaltung der Stahlhersteller. Seit Ende Oktober finden bereits informelle Gespräche mit den drei weltweit größten Minenkonzernen statt. Die Verhandlungen folgen dabei seit 40 Jahren grundsätzlich demselben Muster. Alljährlich wird ein Pilotabschluss ausgehandelt, der von der gesamten Stahlbranche übernommen wird. Traditionell liegt der Pilotabschluss für die Jahresverträge unter den Spotmarktpreisen. Die aktuellen Verträge mit den Rohstoffkonzernen laufen zumeist im Frühjahr aus.
Vale, Rio Tinto und BHP Billiton kontrollieren knapp 70 Prozent des Weltmarkts mit einem Jahresvolumen von 160 Mrd. $. Zusätzlich wird die Position der Rohstoffkonzerne gegenüber der Stahlindustrie durch den jüngst wieder stark gestiegenen Spotmarktpreis für Eisenerz gestärkt: Sollten die Stahlhersteller die höheren Preise nicht akzeptieren, können die Minenbetreiber auf die Entwicklung am Spotmarkt verweisen. Auch die indischen Exportsteuern für Eisenerz spielen den Rohstoffanbietern in die Hände. Um den Rohstoff im Land zu halten, hatte der weltweit drittgrößte Eisenerzexporteur den Steuersatz vor wenigen Tagen erhöht.
In den vergangenen Jahren hatten chinesische Stahlhersteller die Eisenerzverhandlungen angeführt und sich um einen Pilotabschluss bemüht. 2009 jedoch scheiterten die Chinesen mit ihrer Verhandlungstaktik. Der staatliche Stahlverband Cisa hatte angesichts der schwachen Stahlnachfrage Preisnachlässe von 40 bis 45 Prozent gefordert, sich damit aber nicht durchsetzen können. In der Folge mussten viele chinesische Stahlhersteller zu Spotmarktpreisen Eisenerz einkaufen und zahlten im Durchschnitt 77 Prozent mehr für den Rohstoff als ihre Konkurrenten.
Angesichts der steigenden Nachfrage nach Eisenerz kündigte Vale die Erschließung neuer Vorkommen an. Der brasilianische Konzern will dafür in den kommenden fünf Jahren mehr als 18 Mrd. $ investieren.
Australiens Rio Tinto will die Förderung von Eisenerz in den kommenden beiden Jahren um 31 Prozent erhöhen. Der Konzern verkauft rund 50 Prozent des Rohstoffs über Jahresverträge.