Freitag, 1. Januar 2010

2010 ein schwieriges Börsenjahr?

Banker weltweit können zwar aufatmen - Zeit zum Entspannen bleibt ihnen aber auch 2010 nicht. "Die Finanzkrise liegt noch nicht hinter uns. Es gibt Rückschlagpotenzial, aber es wird keinen Flächenbrand mehr geben", sagte Bundesbankpräsident Axel Weber unlängst und gab damit die Ansicht vieler Manager wieder.
Die Abschreibungen auf riskante strukturierte Wertpapiere, die den Banken 2008 und auch noch 2009 hohe Verluste bescherten, waren gestern. Nun folgen Wertberichtigungen auf Kredite, die wegen der Wirtschaftskrise nicht mehr bedient werden. Doch auch wenn Weber, zusammen mit BaFin-Präsident Jochen Sanio oberster deutscher Bankenaufseher, zu beruhigen versucht, indem er sagt, dass die Risiken der Banken handhabbar seien: Die Wertberichtigungen der Banken werden auch im kommenden Jahr hoch oder allenfalls geringfügig niedriger ausfallen als 2009 - und noch für Jahre auf hohem Niveau verharren. Zu extrem sind die Auswirkungen der Finanz- und der Wirtschaftskrise.
Hinzu kommt ein zweites Thema, das das Bankenjahr 2010 prägen wird: Regulierung. Noch ist unklar, welche Anforderungen auf die Häuser zukommen. Ab Anfang 2010 werden Hunderte Banken weltweit die Vorschläge der Aufseher anhand von Modellen testen. Spätestens zum Jahresende wird es dann ernst: Die neuen Regeln müssen festgezurrt werden. Und selbst wenn sie erst später in Kraft treten und es Übergangsregelungen geben wird, müssen sich die Institute bereits 2010 mit ihren Folgen auseinandersetzen.
Dutzende Änderungen stehen an, und fast alle ziehen Kapitalbedarf nach sich. So werden die Banken mehr und höherwertiges Kernkapital bereitstellen müssen - das gilt umso mehr für systemrelevante Geldhäuser. Auch das Bilden von Kapitalpuffern in guten Zeiten ist im Gespräch. Klar ist schon jetzt: Die höheren Kapitalanforderungen drücken die Eigenkapitalrendite.
Viele Banken werden im kommenden Jahr Kapitalerhöhungen durchführen oder eigenkapitalähnliche Anleihen emittieren müssen. Allein die Neuregelung, nach der Banken ab Ende 2010 für das Handelsbuch, in dem Wertpapiere zum raschen Kauf und Verkauf geparkt sind, deutlich mehr Eigenkapital vorhalten müssen, wird zu einem enormen Kapitalbedarf führen.
Überhaupt dürfte die Emission von Bankenanleihen zunehmen. Zum einen müssen 2010 überdurchschnittlich viele auslaufende Papiere refinanziert werden. Zum anderen ist wahrscheinlich, dass die Aufseher künftig Anleihen prinzipiell nicht mehr als "hartes" und damit für die Solidität der Banken wichtiges Kernkapital anerkennen. Immerhin dürfte für einige Jahre Bestandsschutz gelten, sodass sich die Geldhäuser 2010 noch einmal mit Kapital über die Ausgabe neuer Anleihen vollsaugen könnten.
Tendenziell gibt es aber auch die gegenläufige Tendenz bei dem Refinanzierungsbedarf: Schließlich müssen viele Banken in Europa aufgrund von Auflagen der EU-Kommission schrumpfen - ein Druck, dem amerikanische Wettbewerber nicht im gleichen Maße ausgesetzt sind. Damit haben Europas Institute 2009 begonnen, 2010 wird sich der Trend fortsetzen. Verbunden ist das freilich auch mit dem weiteren Abbau von Personal.
Fraglich ist, inwieweit der Verbriefungsmarkt 2010 wieder anspringt - Anzeichen dafür gibt es bereits. Durch das Bündeln und den Verkauf von Krediten könnten die Banken ihre Bilanzen entlasten und Spielraum gewinnen für die Vergabe neuer Darlehen. Um dem Markt neues Leben einzuhauchen, sind zumindest in Deutschland auch Staatsgarantien im Gespräch. Ob es dazu kommt, wird bereits früh im neuen Jahr feststehen.