Die Schulden MÜSSEN zurückgeführt werden, daran besteht kein Zweifel. Aber wie? Theoretisch gibt es folgende Möglichkeiten:
1. hohes Wirtschaftswachstum
2. Inflation
3. Schuldenschnitte und Insolvenzen, auch Staatsinsolvenzen und Währungsreformen
Als ich Volkswirtschaftslehre studierte, gab es zwar auch schon viele Formeln, aber wir machten uns noch grundsätzliche Gedanken. Dazu gehörte, dass wirtschaftspolitische Maßnahmen immer dreierlei Wirkungen haben - erstens auf die Konjunktur, zweitens auf das Wachstum (allokativ) und drittens auf die Verteilung (distributiv). Lassen Sie uns 1. und 2. kurz abhandeln und uns 3. etwas genauer widmen: Die hohen Schulden wurden teilweise gemacht, um die Konjunktur am Laufen zu halten. Das fällt uns jetzt auf die Füße. Wenn - die dritte Wirkung - Schulden gemacht werden, um in Infrastruktur, Bildung und Wissenschaft zu investieren, kann das positive Wirkungen haben. Es steht aber wohl außer Frage, dass das jetzige Schuldenniveau nicht förderlich für das Wirtschaftswachstum ist.
Also sollten wir die Verteilungswirkungen der Schulden etwas genauer ansehen. Mein Kollege Hans-Werner Sinn spricht in diesem Zusammenhang von einem "gigantischen Vermögenspoker", der stattfindet.
Rechnerisch steht jeder Bundesbürger mit 25.000 Euro in der Kreide. ABER: Die Schulden des einen sind IMMER die Guthaben des anderen. Das kann gar nicht anders sein. Wenn die Staaten also zu viele Staatsanleihen ausgeben und wenn sie sich überschulden, hält jemand anderes diese Anleihen.
Anleihen halten in der jetzigen Weltwirtschaft die Nationen und Sparer mit Geldvermögen: Deutschland und einige andere europäische Nationen, China und Japan. Schulden haben eher die Südländer und vor allem die USA. Hier wird also die erste Dimension des Vermögenspokers sichtbar.
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