Donnerstag, 22. Dezember 2011

Doku Deutschland: Wolken über der Wulffschanze

Die wollen mich nicht nur anschießen. Die wollen mich abschießen. Das war mir im ersten Moment klar. Ich habe zu Betti gesagt, gleich als wir die ersten Nachrichten bekamen, jetzt graben die so lange, bis sie mich haben. Das sind Momente im Leben, da atmet man anders. Man wird sich plötzlich bewusst, wie vergänglich das alles ist und wie wenig man eigentlich erreicht hat. Ich komme aus kleinen Verhältnissen, das wissen Sie sicher. Wir hatten nie viel, aber wir hatten uns viel vorgenommen. Aufsteigerkinder waren wir, wild, aber auch zielbewusst. Ich habe nie gefühlt, dass ich irgendeiner Gegenbewegung angehöre, ich war nie auf Krawall gebürstet. Vielleicht hat das geholfen, dass ich die Leiter recht schnell genommen habe. Ich weiß es nicht.

Betti sagt immer. Chrissi, nimm Dir die Sachen nicht zu Herzen. Viele meinen gar nicht Dich, sondern das Amt. Aber jemand wie ich fühlt nicht wie ein Amtsträger, der fühlt wie Sie und er und hat tausend Fragen. Als wir Flugzeug zurück aus dem Oman saßen, schönes Land da, fortschrittlich, ein Islam mit Dynamik und Fröhlichkeit, sage ich zu Betti, was meinst Du ist jetzt am besten? Soll ich gleich was sagen oder warten. Man hat in diesen Augenblicken ehrlich gesagt wenig Freunde. Und die Berater, die man hat, sind Theroetiker, Medientechnik, Mediendynamik, Grundgesetze des Agendasetting, da kennen die sich aus. Aber wie es dann läuft, fragen Sie die bloß nicht.

Ich habe mich entschieden, erst mal zu warten. Für mich war die Sache doch klar. Das sind alles alte Kamellen, ich habe mir nicht zuschulden kommen lassen, der Egon ist ein alter Freund, väterlich fast, der besticht doch keinen. Mir war das nur damals zu blöd, da mein Privatleben offenzulegen für die grünen Quertreiber. Die haben keinen Stil, kein Gefühl, nehmen keine Rücksicht auf Leute wie mich, die für dieses Land immer den Buckel hinhalten, zehn, zwölf Stunden am Tag. Und angeranzt werden, wenn sie dann mal zu Gast bei Freunden sind.
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