Montag, 14. November 2011

Europa 2011 = Europa 1931

Ein Land steht vor dem wirtschaftlichen und politischen Abgrund. Der Staat steht vor dem Bankrott und die Regierung spart drakonisch: Sie kürzt heftig bei den öffentlichen Bediensteten und erhöht kräftig die Steuern; die Wirtschaft schrumpft dramatisch, und die Arbeitslosigkeit steigt; in den Städten kommt es zu Massendemonstrationen und zu Straßenschlachten; die Banken stehen vor dem Kollaps, weil die internationalen Kapitalgeber ihr Geld aus dem Land abziehen; Banken müssen mit öffentlichen Mitteln vor dem Zusammenbruch gerettet werden. Griechenland 2011? Nein, Deutschland 1931.

Der Regierungschef heißt nicht Papandreou, sondern Heinrich Brüning. Der Kanzler setzt am Volk vorbei per Notdekret eine staatliche Kürzung nach der anderen durch, während das Bruttoinlandsprodukt ins Bodenlose fällt. Wir wissen: Zwei Jahre später wird Hitler die Macht übernehmen, acht Jahre später der zweite Weltkrieg ausbrechen. Die politischen Verhältnisse sind heute Gott sei Dank nicht die gleichen, die wirtschaftlichen aber umso mehr.

Deutschland hatte 1931 vor allem Schulden im Ausland – wie Griechenland. Der größte Gläubiger Deutschlands waren die USA, die Schulden in Dollar denominiert. Deutschlands Staat und Wirtschaft hatten sich seit 1924 – nach dem Dawes-Plan – Dollar in den USA geliehen, vor allem um die Reparationen gegenüber Frankreich und Großbritannien zu bezahlen. Die Kredite aus dem Ausland finanzierten auch den deutschen Aufschwung nach der Hyperinflation der frühen 20er Jahre: Die berühmten Goldenen Zwanziger waren durch eine Kreditblase finanziert, ganz ähnlich den wirtschaftlichen Aufschwüngen Spaniens, Irlands oder Griechenlands vor der Finanzkrise 2008 ff.
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