Mit einem abenteuerlichen aber ernstgemeinten Vorschlag will die Boston Consulting Group die Schuldenkrise lösen: durch Enteignung der privaten Sparvermögen. Insgesamt verfügen die privaten Haushalte in der Eurozone über ein Vermögen von 18 Billionen EUR. Würde man ihnen ein Drittel davon abnehmen, dann wäre das Schuldenproblem gelöst.
Im alten Mesopotamien war die Sache mit den Schulden noch vergleichsweise einfach. Sie wurden auf Tontafeln aufgezeichnet. Mit jedem neuen Herrscher bekam die Bevölkerung die Verbindlichkeiten erlassen. Das war praktisch, weil man damit der Schuldenspirale entging. Denn Kredite kosten Zinsen. Diese führen zu neuen Schulden und zu neuen Zinsen.
Nun leben wir aber nicht mehr im alten Mesopotamien, was die Sache zumindest in Bezug auf die Schulden um einiges erschwert. Die Regierungen der Euroländer – und nicht nur die – können ein Lied darüber singen.
Die Unternehmensberater von Boston Consulting haben sich die Sache nun auch einmal näher angeschaut. Und es ist hoch interessant, was die Autoren in ihrem Bericht „Back to Mesopotamia“ (Zurück nach Mesopotamien) schreiben. Sie schauen sich das Schuldenproblem der Staaten nämlich nicht isoliert an. Stattdessen untersuchen sie sowohl die Schulden der Regierungen als auch der privaten Haushalte und der Unternehmen (ohne die Finanzbranche) - und zwar für jedes Land der Eurozone. Sie unterstellen, dass jeder dieser Sektoren jeweils eine Schuldenbelastung von 60 Prozent des BIP stemmen kann. Das wären also insgesamt 180 Prozent pro Land. Die Zahl ist zwar willkürlich gewählt, aber sie erscheint nachvollziehbar, immerhin entspricht sie auch dem Wert, der einst für die Staatsverschuldung in den Maastricht-Verträgen stand.
Weiterlesen
So oder so ähnlich wird es kommen müssen. Irgendein Horrorszenario wird uns die Politik schon vorgaukeln, um den Sparern ihr Geld zu stehlen. Oder besser gesagt, um es in Richtung Banken umzuverteilen. Aber aufgepasst - die haben die Sparguthaben eh schon!