Mittwoch, 21. September 2011

Die Rechnung ohne den Betriebswirt gemacht

Der Euro wackelt, die globale Wirtschaft steht vor dem Absturz, und überall auf der Welt richten sich die Augen gen Berlin. Da Deutschland das größte, mächtigste und wirtschaftsstärkste Land der Euro-Zone ist, kann nur durch die Initiative deutscher Politiker eine wirkliche Lösung zustande kommen. Aber irgendwie scheint den sogenannten Staatsmännern in Berlin die Ernsthaftigkeit der Lage noch immer nicht klar zu sein. Statt etwas zu tun, um Europas Wirtschaft zu retten, spielen sie noch immer auf Zeit.

Philipp Rösler beschäftigt sich mehr mit dem Verschwinden der eigenen Partei als mit der Währungskrise. Als er den Vorsitz der FDP übernahm, schien er ernsthaft davon auszugehen, dass die Schwäche seiner Partei nur an der Unbeliebtheit seines Vorgängers lag. Fast rührend ist es also, wie er dieser Tage langsam feststellt, dass sie doch eher an der jahrelangen ideologischen Starre der FDP liegt. Röslers Konsequenz aus dieser späten Einsicht allerdings ist erschreckend. Statt sich der freiheitlichen Prinzipien zu besinnen, die der Piratenpartei in Berlin jetzt viermal so viele Stimmen wie den „Liberalen“ bescheren, stellt er seine neue Flexibilität mit verantwortungslosen Gedankenspielen unter Beweis. Als wäre er irgendein Privatmann, und nicht der Vizekanzler der Bundesrepublik, spekulierte er vorige Woche in den Seiten der „Welt“ einfach mal so daher, ob man Griechenland nicht pleite gehen lassen könnte. Seine Gefolgsleute klebten derweil Plakate, auf denen „Berlin darf nicht die Euro-Zeche zahlen“ stand – als wüssten die angeblichen Wirtschaftsexperten der FDP nicht, was für eine Katastrophe ein Zusammenbruch des Euro für die deutsche Wirtschaft wäre.

Berlin könnte die Kontrolle verlieren
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