Sonntag, 25. September 2011

Argentiniens Turbulenzen

„Bitte schnallen Sie sich an, wir haben einen turbulenten Flug vor uns“, warnte der Kapitän vom Cockpit aus. Wir näherten uns gerade dem argentinischen Luftraum.

Investoren, die in Argentinien Geschäfte machen wollen, vernehmen schon lange Zeit ähnliche Warnungen. Dieses Land ist das Studienobjekt von Wirtschaftsexperten, wenn sie Finanzkrisen verstehen wollen. Die letzte derartige Krise des Landes im Jahr 2001 ließ das lokale Bankensystem zusammenbrechen und verursachte die Zahlungsunfähigkeit des Staates. Die Wirtschaft schrumpfte um kolossale 18 Prozent und die Arbeitslosigkeit stieg zu Spitzenzeiten auf über 22 Prozent.

Nach einer nun ein Jahrzehnt andauernden ruhigen Phase, kehren die düsteren Warnungen zurück. Die Prognosen für die Weltwirtschaft trüben sich ein und Ökonomen im exportabhängigen Argentinien finden genügend Gründe zur Sorge. Die größte lateinamerikanische Bank, Itau, prognostiziert für Argentinien im nächsten Jahr ein BIP-Wachstum von lediglich 3,2 Prozent. Der entsprechende Wert für das Jahr 2011 betrug 6 Prozent.

Eine weitere Sorge ist die Inflation. Die offiziellen Zahlen sind weitgehend unglaubwürdig und private Analysten schätzen, dass die Verbraucherpreise jährlich um 25 Prozent oder mehr steigen.

Dabei handelt es sich um vorsichtige Schätzungen seriöser Ökonomen. Aber man sollte alle Wirtschaftsprognosen über Argentinien mit Vorsicht genießen. In den zehn Jahren seit der letzten Krise haben die argentinischen Politiker gegen beinahe jede Regel der ökonomischen Lehre verstoßen. Immer wieder warnten lokale und internationale Ökonomen in düsteren Worten davor, was passieren würde, wenn das Land in seiner Heterodoxie verharrt. Und dennoch legte Argentinien ein rasches Wachstum an den Tag, wobei sich das Pro-Kopf-Einkommen seit 2002 verdoppelte.
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