Wie spät ist es? Haben Sie eine Ahnung? Ich bin nicht sicher. Früher habe ich in solch einem Fall das Radio eingeschaltet und auf das Zeitzeichen gewartet. Heute aber piept es andauernd aus dem Kasten wie Geräte im Krankenhaus, die den Herzschlag messen. Piep!
Orientierungslos in einer Zeitenwende: Als es nur so ein Gefühl war, dass eine Zeitenwende begonnen haben könnte, war ich auf der Suche nach entsprechenden Zeichen. Jetzt werden sie in Hülle und Fülle geliefert. Just in time, wie im Supermarkt. Die Auswahl ist groß. Ist es fünf Minuten vor zwölf? Bin ich spät dran?
Rumpel-Rompuy
Ich renne seit drei Tagen einer Fliege in der Wohnung hinterher. Sie ist schneller als ich. Die Fliege ist ein Gedanke, ein Hirnfurz, der versucht, sich an die Wände zu klammern und im Kühlschrank einzunisten. Ein aus Buchstaben gezimmerter Gedanke ist meinem Laptop entwichen. Nun bekomme ich ihn nicht mehr los. Als Quelle des Gedanken wurde ein Hirn angegeben, welches EU-Ratspräsident Herman van Rompoy zugeordnet wird. Er schrieb in einem Gastbeitrag in der „Süddeutschen Zeitung“ einen aufregenden Artikel mit der Überschrift: „Liebe Märkte, jetzt muss Schluss sein!“
Warum nur spielen die Märkte derzeit so verrückt? So beginnt sein erster Satz. Ich hätte da eine Idee: Vielleicht, weil Verrückte die Europa regieren? Sie haben den macht nach zehn Jahren der Ruhe verrückt gemacht. Ist eigentlich der Artikel wirklich von besagtem Herrn? Vielleicht hat der Autor der Zeilen ein altes „Neues Deutschland“ aus der DDR auf den Kopierer gelegt, heftig auf die Tasten gedrückt und die Buchstaben dann recycelt?
Die Märkte müssen endlich verstehen, fährt er fort, Griechenland wäre eine Ausnahme und die Lage in anderen Staaten der Euro-Zone völlig anders. Es ist völlig aberwitzig, lesen wir, dass gesunde Volkswirtschaften wie Italien oder Spanien so unter Druck gesetzt werden. Japan hat schließlich mehr Schulden.
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