Montag, 28. März 2011

Die Mutter aller Finanzkrisen: zu hohe Unternehmensgewinne

Bei der Subprime-Krise wurden die Täter gleichsam mit dem rauchenden Colt in der Hand erwischt: Wenn jemand auf ein Haus, das er für 500'000 Dollar gekauft hat, 600'000 Dollar Kredit aufnimmt, muss er sich über eine spätere Zwangsversteigerung nicht wundern. Und Banken, die solche Kredite vergeben, droht die Insolvenz. Also hat man sich daran gemacht, den Bankensektor besser zu regulieren.[ 1 ]

Bei der Sovereign-Debt-Crisis war die Schuldzuweisung schwieriger. Warum etwa ist ein staatliches Nettofinanzierungsdefizit von 10 Prozent (2010) im Falle der USA kein Grund für ein Sanierungsprogramm während im Falle von Griechenland 9,3 BIP-Prozente weltweite Empörung auslöst. Galten hohe Staatsausgaben nicht eben noch als einzig wirksames Mittel zur Vermeidung einer globalen Rezession?

Völlig uneins ist man sich über die globalen Ungleichgewichte. Müssen nur die Defizitländer wie die USA, England oder Spanien endlich aufhören, "über ihre Verhältnisse zu leben"? Oder können auch Leistungsbilanzüberschüsse zu hoch sein? In Sinne eines Kompromisses haben sich die G20 dazu durchgerungen, die (um die Zinsen der Währungsreserven bereinigten) Salden der Leistungsbilanz in den Kriterienkatalog der globalen Ungleichgewichte aufzunehmen, zusammen mit den Schulden des Staates und der privaten Haushalte.

Unternehmenssektor wurde als Ursache bisher ausgespart

Was in diesem Kriterien-Katalog genau so fehlt, wie in der öffentlichen Diskussion, ist das vierte Konto in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung – der Unternehmenssektor. Das ist ein grober Fehler, denn Finanzierungssaldi des Staates und der Länder entsprechen den Saldi (mit umgekehrten Vorzeichen) der Privathaushalte und des Unternehmenssektors. Man kann diese nicht diskutieren, ohne jene im Auge zu behalten.

Das kann man etwa am Beispiel der USA illustrieren. 2010 haben dort gemäss den Flow of Funds der Fed sowohl die Unternehmen als auch die Privathaushalte und das Ausland Finanzierungsüberschüsse von respektive 527, 574 und 475 Milliarden Dollar erzielt. Entsprechend summiert sich beim Staat ein Finanzierungsdefizit von 1576 Milliarden Dollar oder 10,8 Prozent des BIP. Das ist natürlich weit von jeder Nachhaltigkeit entfernt.
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