Donnerstag, 24. Februar 2011

Nicht nur Benzin wird teurer werden

Wieder einmal findet sich ein allgemein verständlicher Anlass, Rohölpreise in die Höhe zu treiben. Der Anstieg setzte zu Beginn der Unruhen im arabischen Raum ein. Der blutige Konflikt in Libyen, einem wichtigen Exportland, beschleunigt den Trend. Wurde das Fass Brent Crude Oil noch vor wenigen Monaten um $ 70 gehandelt, so bewegt sich der Preis mittlerweile um die $ 110. Allerdings, die 1,6 Millionen Fass, die täglich in Libyen gefördert werden, korrespondieren mit nicht mehr als zwei Prozent des Weltbedarfs. Die Lagerbestände sind höher als üblich und Saudi Arabien verfügt über genügend Spielraum, um die tägliche Produktion um 4 Millionen Fass zu erhöhen.

Insbesondere während der vergangenen Wochen, führte die Preisdifferenz zwischen Rohöl auf europäischen und amerikanischen Märkten zu großer Verwunderung. Den kräftigsten Anstieg der vergangenen Tage verzeichnete amerikanisches Erdöl, West Texas Intermediate (WTI). Während Brent Crude auf den für Europa bedeutenden Märkten bereits um mehr als $ 100 gehandelt wurde, hinkte der US-Preis um bis zu $ 15 pro Fass nach. Dieser durchaus seltene Preisunterschied lässt sich in erster Linie auf die enorm hohen Lagerbestände in den Vereinigten Staaten zurückführen. Seit Wochenbeginn verzeichnete WTI jedoch ebenfalls einen Anstieg um mehr als zehn Prozent.

In der Liste der ölproduzierenden Länder rangiert Libyen mit rund 1,6 Millionen Fass täglich an 18. Stelle. Der weltweit größte Produzent, mit über 10 Millionen Fass, ist Russland, gefolgt von Saudi Arabien (9,7 Mio) und den Vereinigten Staaten (9 Mio), wobei letztgenanntes Land als weltweit größter Verbraucher gilt. Iran und China folgen mit jeweils rund 4 Millionen Fass.

Dass Saudi Arabiens Zusage, die tägliche Produktion um bis zu 4 Millionen Fass steigern zu können, kaum Einfluss auf die Preisentwicklung ausübt, soll daran liegen, dass auch dort Unruhen in naher Zukunft nicht auszuschließen sind.

Wie in jeder Krise, profitieren natürlich auch in diesem Fall in erste Linie Spekulanten. Wie üblich, trägt die Kosten für deren Milliardengewinne der Konsument. Allerdings, steigende Rohölpreise wirken sich nicht nur auf Treibstoff aus. Höhere Energiekosten führen unweigerlich zu Preisanstiegen praktisch aller Produkte. Allen voran, Nahrungsmittel.
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