Sonntag, 20. Februar 2011

Heilig's Blechle wird zum Diebesgut

Die Rohstoffdiebe sind zurück - jetzt haben sie es besonders auf Kirchen und Friedhöfe abgesehen. Begehrt sind Kerzenleuchter, manche Täter lassen auch komplette Gedenktafeln mitgehen.

Mit den Dieben kam der große Schnee. Darum hat Walter Meyer die Angelegenheit zuerst ein bisschen unterschätzt. Dann aber kam die Wärme und legte Mitte Januar das komplette Ausmaß jenes Verbrechens frei, das sich um Weihnachten herum auf dem Bonner Nordfriedhof zugetragen hatte: Mehr als 100 bronzene Laternen, Vasen und Schalen fehlten, an Dutzenden Gräbern hatten sich die Diebe zu schaffen gemacht.

Friedhofsverwalter Meyer hofft noch immer, dass die Täter gefasst werden, wahrscheinlich aber ist das nicht. Und das in den bronzenen Grabbeigaben enthaltene Kupfer? Dürfte inzwischen bei irgendwelchen Metallhändlern gelandet sein. Die sind nämlich heiß auf die lukrative Ware.

Die Rohstoffdiebe ziehen wieder durchs Land, wie schon während der Preishausse vor drei Jahren. An der Londoner Börse wird die Tonne Kupfer zu fast 10.000 Dollar gehandelt, dreimal so viel wie vor zwei Jahren. Entsprechend bieten auch die lokalen Händler wieder Höchstpreise für den Wertstoff. Neu ist diesmal, dass es viele Übeltäter offensichtlich gezielt auf Friedhöfe und Gotteshäuser abgesehen haben. Die Kirchen sind alarmiert: Das Problem habe sich drastisch verschärft, sagt Jakob Johannes Koch, Kulturreferent der Deutschen Bischofskonferenz.
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