Dienstag, 11. Januar 2011

Neue Regeln für die Weltwirtschaft

CAMBRIDGE, MASS.: Nehmen wir an, die führenden Politiker der Welt würden sich erneut in Bretton Woods, New Hampshire, treffen, um eine neue Weltwirtschaftsordnung zu entwerfen. Sie würden sich dabei natürlich in erster Linie mit den heutigen Problemen befassen: der Krise der Eurozone, der globalen Erholung, Finanzregulierung, internationalen makroökonomischen Ungleichgewichten usw. Doch die Behandlung dieser Fragen würde die versammelten Führer zwingen, darüber hinauszugehen und die Solidität der weltwirtschaftlichen Arrangements insgesamt zu überdenken.

Hier sind sieben auf gesundem Menschenverstand beruhende Prinzipien für die globale Wirtschaftslenkung, auf die sie sich möglicherweise einigen könnten. (Ich diskutiere diese ausführlicher in meinem neuen Buch, The Globalization Paradox.)

1. Die Märkte müssen tief in die bestehenden Steuerungssysteme eingebettet sein. Die Vorstellung, dass die Märkte sich selbst regulieren, hat durch die jüngste Finanzkrise einen tödlichen Schlag erlitten und sollte ein für alle Mal beerdigt werden. Märkte brauchen andere gesellschaftliche Institutionen, die sie unterstützen. Sie sind auf Gerichte, Rechtssysteme und Regulierungsstellen angewiesen, die Regeln aufstellen und durchsetzen. Sie sind von den Stabilisierungsfunktionen abhängig, die Notenbanken und eine antizyklische Fiskalpolitik bieten. Sie brauchen die politische Akzeptanz, die von einer umverteilenden Besteuerung, Sicherheitsnetzen und Sozialversicherungen mit hervorgebracht wird. Und all dies gilt genauso für globale Märkte.

2. Auf absehbare Zukunft dürfte eine demokratische Staatsführung weitgehend innerhalb nationaler politischer Gemeinwesen organisiert sein. Der Nationalstaat lebt, auch wenn er etwas schwächeln mag, und bleibt im Wesentlichen das das einzige Spiel am Ort. Das Streben nach einer Weltregierung ist vergebliche Liebesmüh. Dass die nationalen Regierungen erhebliche Kontrollgewalt an die transnationalen Institutionen abgeben, ist kaum zu erwarten; zudem würde eine Regelharmonisierung Gesellschaften mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Präferenzen nichts nutzen. Die Europäische Union könnte die einzige Ausnahme von diesem Axiom sein, obwohl ihre gegenwärtige Krise es eher zu belegen scheint.
Weiterlesen