Samstag, 6. November 2010

Bernanke katapultiert Gold und Silber in die Höhe

Wahnsinn, diese Edelmetallpreise und Kurse der Gold- und Silberaktien nur einen Tag nach der letzten Sitzung der US-Notenbank Fed. Dass Fed-Chef Ben Bernanke zusammen mit seinen Quantitative Easing- ((QE)-Freunden ein gefährliches Spiel treibt, haben die Medien nach der 600-Milliarden-Dollar-Entscheidung (Kauf von Anleihen durch die Fed) hinreichend kommentiert. Was den Kommentatoren aber entgangen zu sein scheint, ist die an sich logische Reaktion der Märkte: schwacher Dollar, extrem starkes Gold und Silber (gilt zu einem großen Teil auch für Rohstoffe), feste Aktienkurse und nicht zuletzt sogar erholte Anleihenmärkte. Ein noch breiteres und deutlicheres Misstrauensvotum kann man sich kaum vorstellen.

Das hat seine Gründe. Die sind komplex und lassen sich wie folgt zusammenfassen: Bernanke will Inflationsmentalität aufkommen lassen, damit die Realzinsen (Nominalzinsen minus Inflationsrate) sinken. Und er will die Inflation, sobald sie sich in den Güterpreisen und Dienstleistungen und nicht nur bei den Kapitalanlagen (s.o.) niedergeschlagen hat, zeitlich begrenzen. Damit wagt er sich auf ein heißes Pflaster, denn Erfahrungen mit dieser Art der Geldpolitik fehlen völlig. Der Mann muss also ziemlich verzweifelt sein, sonst hätte er so etwas nie und nimmer riskiert.

Die Folgen sind absehbar: Die auf dem Umweg über mehr Inflationsmentalität und damit letzten Endes Inflation erreichten niedrigeren Realzinsen tun dem Dollar überhaupt nicht gut – es sei denn, die Europäische Zentralbank zieht nach, was sie aber aller Voraussicht nach nicht tun wird. Wie man Inflation zeitlich begrenzen kann, wird wohl für immer Bernankes Geheimnis bleiben. Anders formuliert: Sobald die Inflation die Preise der Güter und und Dienstleistungen erreicht und damit für eine allumfassende wirkliche Inflationsmentalität sorgt (nicht nur für eine künstlich erzeugte), dürften mindestens fünf Jahre vergehen, bis sie ein wenig gestoppt ist, und einige Jahre mehr, bis das auch ins Bewusstsein der Menschen gedrungen ist. Die 70er Jahre bieten dafür die Vorlage.

Danach gab es einen Paul Volcker, der die Inflation mit zweistelligen Zinsen besiegte. Heute gibt es einen Ben Bernanke, der nicht anders kann, als ständig zu versuchen, die Konjunktur mittels Geldpolitik ans Laufen zu bringen. Dass er das schafft, ist praktisch unmöglich, weil so etwas bisher noch keinem Notenbanker der Welt gelungen ist. Die kommende Entwicklung der US-Konjunktur hängt nun, nachdem die Demokraten nach den Kongresswahlen gezwungen sind, enger mit den Republikanern zusammenzuarbeiten, vor allem von der dadurch nicht einfacher gewordenen Politik in Washington ab.

Was passiert eigentlich, wenn die Nominalzinsen im Zuge höherer Inflationsraten zu steigen beginnen? Auf jeden Fall nichts Gutes, denn dann würden die Anleihenkurse fallen. Dazu muss man sich vorstellen, wer alles auf der Welt in größerem Umfang US-Anleihen besitzt: Deutschland, China, Japan, die Ölländer im Nahen Osten usw. Also eine geballte Ladung an Verkaufspotenzial, das umso schneller virulent werden dürfte, je stärker die Anleihenkurse sinken – und mit ihnen der Dollar, der ja schon jetzt angeschlagen wirkt.
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