Mittwoch, 8. September 2010

Gold marschiert Richtung Rekord

Über Wochen standen die Probleme der US-Wirtschaft im Fokus der Anleger. Inzwischen verdrängt die Euro-Peripherie die Amerikaner aus den Schlagzeilen: Anleger flüchten in Goldfonds und in Silber.

Der Goldpreis nähert sich wegen der Angst vor einem Wiedererstarken der europäischen Schuldenkrise seinem Rekordhoch. Das gelbe Edelmetall verteuerte sich am Mittwoch um 0,3 Prozent auf 1259,40 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Der historische Höchststand liegt bei 1265,30 Dollar und datiert vom 21. Juni.

Gold wird als sicherer Hafen gesucht. Derzeit sorgen sich Anleger um Irland. Die grüne Insel denkt über eine Abwicklung der Anglo Irish Bank nach, die den irischen Steuerzahler Milliarden kosten könnte. Zudem verlängerte die Regierung in Dublin die Garantie für kurzfristige Bankverbindlichkeiten mit einer Laufzeit von bis zu drei Monaten. Sie gilt nun bis Ende des Jahres. Allerdings muss die EU-Kommission noch zustimmen.

Das soll den Banken bei der Refinanzierung helfen, da der Staat für ihre Schulden bürgt. Allein im September müssen irische Banken 25 Mrd. Euro an fälligen Anleihen umschulden. "Die Verlängerung der Garantie wird als Zeichen gesehen, dass es keine schnelle Lösung für den irischen Bankensektor gibt. Das könnte die Staatsfinanzen über Gebühr belasten", sagte Commerzbank-Zinsstratege Rainer Guntermann.

Am Anleihemarkt herrscht Alarmstimmung. Die Renditeaufschläge Irlands, aber auch anderer europäischer Peripheriestaaten zu deutschen Bundesanleihen steigen. Die Rendite für zehnjährige irische Anleihen lag am Mittwoch bei 5,88 Prozent. Bei griechischen Papieren kletterte sie um fünf Basispunkte auf 11,57 Prozent. Im Fall Portugals erhöhte sie sich um einen Basispunkt auf 5,73 Prozent.

Kreditderivate (Credit Default Swaps, CDS) verteuerten sich für Irland um zwölf auf 390 Basispunkte, für Griechenland um 20 auf 895 Basispunkte, für Spanien um neun auf 244 Basispunkte und für Portugal um acht auf 337 Basispunkte. "Während die USA wieder als stabiler wahrgenommen wird, scheinen wir in Europa den Drachen aufgeweckt zu haben", sagte Lisa Pollack, Analystin beim Datendienst Markit. "Der Markt konzentriert sich wieder auf die Europ-Peripherie."

Portugal wagt sich am Mittwoch an den Kapitalmarkt. Das Land begibt Anleihen im Umfang von 2 Mrd. Euro, die im September 2013 und April 2021 fällig werden. Die Emission gilt als wichtiger Stimmungsindikator: "Die Anleihen, die im September 2013 fällig werden, verbilligten sich zuletzt deutlich. Das liegt an dem geringen Risikoappetit der Anleger und dem großen Angebot", schreiben die Zinsstrategen von Unicredit.

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