Mittwoch, 1. September 2010

Achtung, Staatseigentum

Wir leben in modernen Zeiten. Das wird jedenfalls oft gesagt. Die ehedem verteufelte Planwirtschaft wird nun in all ihren Facetten betrachtet, und allen ernstes meint der ein oder andere, nur weil jemand aus China stammt, könne er eine Wirtschaft „planen“. Firmen zu verstaatlichen oder in Rettungsaktionen große Anteile zu oft überhöhten Preise zu erwerben ist mittlerweile fast wieder en vogue. Klar, sobald es wieder läuft, wird alles wieder privatisiert. Sicher, sicher.

Den Vogel hat diesbezüglich erneut die Fed abgeschossen, kein Wunder, sie hat ihren Sitz nun einmal im Land der ungegrenzten Möglichkeiten. Wie lautete noch der Schlachtruf der Fed, als es darum ging, nach dem Assetpreisverfall der Jahrtausendwende wieder Wasser unter den Kiel zu bekommen? Jeder soll sich ein Haus leisten können, auch derjenige, der sich keines leisten kann. Eine prima Idee, der bekanntermaßen nicht nur die US amerikanischen Bürger gerne gefolgt sind. Auch größere Firmen, Immobilienentwickler und Banken drehten gerade am Markt für gewerbliche Immobilien ein viel zu großes Rad.

Der US Bürger, der sich fragt, was er denn für seine Steuerdollars bekommen hat, oder was die Fed mit dem frisch aus der Presse quillenden Geld so anstellt, der bekam unlängst einen kleinen Einblick. Von Bear Stearns und AIG beispielsweise erwarb die Fed im Zuge der Übernahme der Assets der kollabierten Instiute Papiere im Wert von rund $70 Mrd. Darunter befanden sich eine Menge privater Hypothekenverbriefungen aber auch eine Unmenge an Papieren, die auf Gewerbeimmobilienkrediten basierten. Laut Bloomberg sind darunter unter anderem Kredite an den Hilton Hotels in Trinidad und Puerto Rico. Wenn die Kreditnehmer nicht mehr zahlen können, was ja mittlerweile fast schon zum guten Ton zu gehören scheint, so wird im Rahmen der Zwangsvollstreckung die Fed zum Eigentümer der Sicherheitsleistungen, also der Gebäude und Ländereien. So kam die Zentralbank zum Beispiel in den Besitz einer Einkaufsmall in Oklahoma und wurde glücklicher Besitzer eines AMC Kinos. Was das Institut mit den Immobilien anfangen wird ist ungeklärt, vielleicht schaut sich die Belegschaft ja erstmal einen Film an.

Angesichts der nicht vorhandenen Nachfrage nach derartigen Objekten dürfen es ruhig mehrere Filme sein, denn an einen Verkauf ist derzeit nicht zu denken, es sei denn man einigt sich „unter Freunden“ auf einen Schnäppchenpreis. Wen schert schon der Verlust. Interessant dürfte es hingegen werden, wenn die Refinanzierungswelle erst einmal so richtig Fahrt aufgenommen hat, denn dann dürfte es eher um ganze Ketten als um einzelne Lichtspielhäuser gehen.
Weiterlesen