Samstag, 28. August 2010

Geister, die man rief: Fremdwährungskredite

In Österreich hat nahezu die Hälfte derer, die in den letzten Jahren ein Häuschen oder eine Wohnung finanziert haben, das mit dem Zaubermittel eines „Fremdwährungskredits“ bewerkstelligt. Jetzt brennt vielen davon der Hintern…

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Sie haben das bestimmt auch schon gehört: Null Zinsen sind etwas Feines. Sie kurbeln die Wirtschaft so richtig an, steht in den Lehrbüchern. Nur manchmal funktioniert das nicht, wie man aus Japan hört. Normalerweise drücken niedrige Zinsen auch die Währungen gegenüber höheren Zinsländern nach unten und verschaffen einem Land so einen Vorteil im Außenhandel. Ganz nebenbei eignet sich das Mittel auch als moderne Wirtschaftskriegswaffe, kann man zwischen China und Japan beobachten.

Die Zeit, in der Kreditberge grenzenlos wachsen konnten wie Hefeteige, ist vorbei. Yen und Franken, die berühmtesten „Carry-Währungen“, steigen gegenüber dem entgegen der Lehrbuchmeinung. Wer jetzt Fremdwährungsschulden hat, kann sich auf steigende Rückzahlungskosten einstellen. 42,7 Prozent der in Europa vergebenen Fremdwährungskredite landeten bei den Österreichern. In Deutschland fand der Trend in den 90er Jahren zwar auch zunehmend Freunde, doch dann kam die „Finanzkrise“ dazwischen. Zum Glück! Mit den Super-Krediten ist in Österreich erst einmal Schluss, seit dort die Finanzmarktregulierung greift und sich diese Kredite entzaubert haben. Doch die Kredite bleiben. Bon voyage...!

Ein Kredit in Yen war immer spottbillig, da im Land der aufgehenden Sonne (wo ist sie eigentlich geblieben?) Geld nahezu kostenlos vergeben wird und die Währung sich aufweichte wie eine Zeitung im Regen. Hierzulande kostete eine Finanzierung oft mehr als das Doppelte im Vergleich zu einem Kredit in Yen oder Franken – ein unbestechliches Verkaufsargument für Dummköpfe. Da leistet man sich doch gerne auch etwas mehr Haus, als man sich eigentlich leisten sollte. Und nette Möbel noch dazu. Bingo! Doch aber schnappt das Währungsband zurück. Der Yen hat in den letzten beiden Jahren gegenüber dem Euro 55 Prozent zugelegt. Aus einem Kreditschnäppchen, das eigentlich eine Spekulation war, ist inzwischen Horrortrip geworden. Es betrifft nicht nur Private, sondern auch Unternehmen. Wer sich gegen steigende Währungen nicht abgesichert hat, kämpft mit einem Problem.

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