Sonntag, 8. August 2010

Die Sorgen des Imperiums

„Im Jahrzehnt nach dem Ende des Kalten Krieges,“ so schrieb Chalmers Johnson in seinem 2000 erschienenen Buch ‚Blowback’, „verwarfen die Vereinigten Staaten von Amerika in ihrer Außenpolitik weitgehend den Verlass auf Diplomatie, Wirtschaftshilfe, Internationales Recht und multinationale Institutionen und verlegten sich immer mehr auf Drohgebärden, militärische Gewalt und finanzielle Manipulation.“ Das musste natürlich Konsequenzen haben, behauptete Johnson. Und so war es auch, an einem Morgen im September, ein Jahr später, als ehemals von den Vereinigten Staaten von Amerika in Afghanistan und Bosnien unterstützte Jihadisten Amerika ins Visier nahmen.

Lange vor Rahm Emanuel wussten Regierungen, wie man eine Krise benutzt, um sich mehr Macht anzueignen. Auf den 11. September folgten eine Explosion des Wachstums der Bürokratie im eigenen Land und zunehmend kriegerisches Auftreten im Ausland. Afghanistan wurde ursprünglich angegriffen, um Osama bin Laden zu fangen; obwohl er dort seit Jahren nicht gesehen ward, befinden sich amerikanische und NATO-Truppen immer noch dort, und die Taliban, von denen man glaubte, sie seien besiegt, sind zurück und stärker als je zuvor. Der Angriff auf den Irak 2003 und die folgende Okkupation wurden der amerikanischen Öffentlichkeit verkauft als vorbeugende Maßnahme gegen eine Regierung, die Waffen der Massenvernichtung besitzt und diese an Terroristen weitergeben will. Als offensichtlich wurde, dass die Geschichte von den Massenvernichtungswaffen ein kolossaler Betrug war, war die einzige Reaktion des Herrschers ein Schulterzucken und „Na und?“

Johnson setzte seine Beschreibung von Amerikas Abstieg in den Imperialismus fort mit ‚The Sorrows of Empire’ (Die Sorgen des Imperiums) 2004 und ‚Nemesis’ 2008, sein neuestes Buch ‚Dismantling the Empire’ (Die Demontage des Imperiums) wird demnächst erscheinen.

Es begann mit Hiroshima
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Mit diesem Bild wirbt das Time-Magazine für den Krieg. Dem Mädchen wurde von ihrem afghanischen Mann die Ohren und die Nase abgeschnitten. Ihr Vater hatte seinen Onkel getötet und das Mädchen wurde, wie es der Brauch erfordert, dafür an die Familie des Ermordeten übergeben. So steht es jedenfalls im Time Magazine.

Der erste Golfkrieg wurde auch mit ermordeten Babys, die angeblich aus Brutkästen in einem kuwaitischen Hospital herausgenommen wurden, moralisch gerechtfertigt. Wie man heute weiss, war das ein Märchen der US-Kriegspropaganda.

Der zweite Golfkrieg wurde durch das angebliche Attentat auf das World Trade Center und der angeblichen Unterstützung von Saddam für Al Kaida begründet. Dazu kam noch die Mär der Massenvernichtungswaffen, die der Irak haben sollte. Zumindest das Letzte ist heute erwiesener Bullshit.

Ich denke, das nichts diesen Krieg in Afghanistan rechtfertigt. Auch nicht das bittere Schicksal dieses und vieler anderer Mädchen. In Holland marschiert auch keiner ein, "nur" weil dort 14-jährige  deutsche Mädchen von ihren Loverboys von Drogen abhängig und dann auf den Strich geschickt werden. Der Vergleich hinkt natürlich, so wie die moralische Rechtfertigung eines Krieges anhand eines Einzelschicksales hinkt.