Herrscht Nervosität auf dem Kapitalmarkt, dann ist das normalerweise gut für den Goldpreis. Momentan allerdings sind die Goldinvestoren nervös: Das gelbe Edelmetall verbilligte sich auf den tiefsten Stand seit sechs Wochen und fiel auf 1185 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Danach ging es wieder aufwärts. Am Freitag wurde Gold bei 1210 Dollar gehandelt. Mehrere Faktoren lassen sich schwer abschätzen: Beruhigt sich die Situation in Europa? Ziehen die Verbraucherpreise an, oder rutschen die Industrieländer doch in die Deflation? Wie entwickelt sich der Euro-Dollar-Wechselkurs ? "All das deutet auf Vorsicht hin. Das sollte Gold eigentlich helfen", sagte David Wilson, Analyst bei Société Générale.
Wie entwickelt sich das Angebot?
Analysten - zum Beispiel von Société Générale - erwarten für 2010 und 2011 einen physischen Goldüberschuss von 1600 bis 1800 Tonnen. Das liegt unter anderem an der steigenden Minenproduktion, die bereits 2009 um sieben Prozent auf 2570 Tonnen zugelegt hatte. 2010 wird erneut ein Anstieg erwartet. Das liege unter anderem an Russland und Indonesien, wo die Grasberg-Mine in Betrieb genommen worden sei, schreiben die BNP-Paribas-Experten. Auch das Angebot an Goldschrott dürfte wegen des Preises steigen.
Wie entwickelt sich die Nachfrage?
2009 übertraf die Investmentnachfrage erstmals seit den 80er-Jahren die Schmucknachfrage. Anleger flüchten in das Edelmetall, um sich gegen Inflation und Staatspleiten abzusichern. 2010 könnte das mit Blick auf europäische Schuldenkrise anhalten. "Dem Euro könnte erneut eine Vertrauenskrise bevorstehen. Das würde nahelegen, dass Gold als sicherer Hafen weiter gefragt sein wird", schreiben die Edelmetallexperten von BNP Paribas. Sie gehen von stagnierenden Preisen aus und prophezeien einen Goldpreis von 1150 Dollar je Feinunze. Für 2011 sagen sie 1200 Dollar voraus.
Investmentnachfrage und physische Käufer beeinflussen sich wechselseitig. Im ersten Quartal 2010 etwa fiel die Notierung aufgrund äußerst geringer Flüsse in börsengehandelte Goldprodukte wiederholt unter 1100 Dollar je Feinunze, was sofort von Käufern physischen Golds genutzt wurde.
Ringelreih von Investoren und physischen Käufern
Allein die Importe nach Indien kletterten im Januar auf über 30 Tonnen und vervierfachten sich im ersten Quartal auf 90 Tonnen zum Vorjahr. Indische Großhändler, teilweise auch Einzelhändler, benötigen Gold für die Schmuckproduktion. Wird der Rohstoff zu teuer, sinkt ihre Nachfrage. "Die sich erholende Nachfrage nach Schmuck stützte die Preise, während die Aufwärtsbewegung durch geringere Nachfrage von Investoren gedeckelt wurde", schreibt Suki Cooper von Barclays Capital.
Im zweiten Quartal war es genau umgekehrt. Goldprodukte verzeichneten Zuflüsse von 275 Tonnen - der zweitgrößte Zuwachs seit dem ersten Quartal 2009. Importe nach Indien hingegen fielen im zweiten Vierteljahr um 25 Prozent zum Vorjahr und um zehn Prozent zum Vorquartal. Cooper erwartet, dass sich dieser Trend für den Rest des Jahres fortsetzen und der Goldpreis neue Höchststände erreichen wird.
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