Samstag, 10. Juli 2010

50 Jahre unabhängig: Betrachtungen aus der DR Kongo

Wo ist Afrika am schlimmsten, respektive am afrikanischsten? Im Kongo! Vormals Belgisch-Kongo, zwischendurch mal Zaire, ist die Demokratische Republik Kongo eines der flächengrößten und einwohnerreichsten Länder Afrikas. Sie ist eine der ärmsten afrikanischen Nationen und zugleich eine der reichsten an wertvollen Ressourcen wie Gold, Kupfer, Diamanten, Coltan, Mangan, Uran und andere.


Seine Metalle stellen einen wesentlichen Hintergrund des seit der Geburt des unabhängigen Kongo sich dahinziehenden, mal etwas ruhenden, mal mit “Bürgerkriegen”, “Rebellionen”, “Machtergreifungen und -konsolidierungen”, teils mit ausländischen Interventionen auflodernden Völkermordes dar. Der Krieg, der in den letzten Jahren zu einem Krieg gegen Frauen weiterentwickelt wurde, mit Vergewaltigungen als Kriegswaffe, ist weit entfernt von einem Ende.
Seine Menschen stellen gar nichts dar, es sei denn eine Inkarnation des Opferbegriffs der Mitfühlenden oder, weit mehr, eine Inkarnation der Schlechtigkeit des schwarzen Mannes. “Wer die schrecklichsten Ausuferungen der menschlichen Natur kennenlernen will, der kann sie in Afrika finden”, schreibt der Kameruner Essayist Achille Mbembe in einer intelligenten Kritik am dummen, doch nicht so modernen Rassismus der neuen französischen Eliten, dessen Verwurzelung im Afrikakapitel des Hegelschen Werkes “Die Vernunft in der Geschichte” er enthüllt: “Hegel zufolge ist Afrika das Land der unbeweglichen Substanz und der glanzvollen, freudigen und tragischen Unordnung der Schöpfung. Die Neger waren schon immer so, wie wir sie heute sehen. In der immensen Kraft der sie dominierenden natürlichen Willkür gibt es weder Raum noch besonderen Status für das moralische Moment und die Ideen von Freiheit, Recht und Fortschritt. Wer die schrecklichsten Ausuferungen der menschlichen Natur kennenlernen will, der kann sie in Afrika finden. Dieser Teil der Welt hat genau genommen überhaupt keine Geschichte. Was wir alles in allem unter dem Namen Afrika verstehen, ist eine unhistorische, nicht entwickelte Welt – völlig im Naturgeist gefangen und deren Platz sich noch an der Schwelle zur Universalgeschichte befindet.”
Willst Du das Schrecklichste des Schrecklichen in Afrika sehen, dann gehe in den Kongo. Von Joseph Conrads “Das Herz der Finsternis über “Tim und Struppi im Kongo” bis zu Hollywoodthrillern: Nicht nur viele der “kulturell überlegenen” weißen Ethnologen früherer Zeiten, auch Glanzlichter der Literatur holten sich die Inspirationen für ihre Negativklischees mit Vorliebe aus diesem Land im Herzen des schwarzen Kontinents – ganz abgesehen von manchen Redaktionen der Massenmedien.
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Danke für den Hinweis, das die Verlinkung zum "Spiegelfechter" vergessen wurde.