Donnerstag, 24. Juni 2010

Vom Milliardär zum Pizzabäcker

Früher schmierte er Politiker, heute schmiert er Tomatensauce auf Pizzateig: Der ehemalige US-Starlobbyist Jack Abramoff hat nach Verbüßung seiner Gefängnisstrafe einen neuen Job - in einer Pizzeria in Baltimore.

Washington - Vom Milliardär zum Pizzabäcker: Jack Abramoff saß erst im Gefängnis, nun arbeitet er als Pizzabäcker in einem Lokal in Baltimore im Bundesstaat Maryland. Dabei verdiene der Ex-Milliardär nicht mehr als zehn Dollar (rund acht Euro) pro Stunde, berichtete am Donnerstag die "New York Times".

"Er ist nicht das Monster, als das ihn alle sehen", sagte Geschäftsinhaber Ron Rosenbluth. Zwar hätten ihn alle gefragt, wie er Abramoff anstellen könne. "Aber ich sagte: Warum nicht? Er hat seine Strafe bezahlt."

Der einstige US-Starlobbyist mit engen Kontakten zur Republikanischen Partei war wegen Bestechung und Unterschlagung zu knapp sechs Jahren Haft verurteilt worden, dreieinhalb davon saß er ab.

Abramoff hatte bis zu seinem tiefen Fall über weit verzweigte Kontakte zu den Republikanern von US-Präsident George W. Bush verfügt und durch Korruptions- und Betrugsdelikte die gesamte Partei in Misskredit gebracht.

Er galt als "Pate der Republikaner", er war einer der schillerndsten Figuren in der US-Hauptstadt. Er soll Indianer um ihre Glücksspielgewinne betrogen, Politiker mit Geld und Sachgeschenken bestochen haben - mit Luxusreisen in die Südsee, teuren Sporttickets, Bargeld für die Ehefrauen von Senatsmitarbeitern. 57.000 Dollar sollen an den republikanischen Fraktionschef im Abgeordnetenhaus Tom DeLay geflossen sein.

Etwa 60 Abgeordnete und Senatoren standen insgesamt unter Bestechungsverdacht. Ausgerechnet Abramoff gehörte in den neunziger Jahren zu einer Gruppe engagierter Konservativer, die der "Kultur der Korruption" in Washington zu Leibe rücken und den Sumpf des Lobbyismus trockenlegen wollten.