Samstag, 17. April 2010

“In den Schatten von Wall Street”: Der systemische Betrug der Finanzmacht Lehman Brothers

Schuldscheine zu Krediten, verdeckt gesteuerte Refinanzierungs-Ableger, wertlose Papiere, Luftgeld und hilflose “Experten”: durch neue Enthüllungen um die zusammengebrochene Investmentbank Lehman Brothers wird das ganze Ausmaß des Betrugssystems der “unabhängigen” globalen Finanzmächte deutlich.

Die “New York Times” berichtet heute, dass laut vorliegenden internen Dokumenten und Aussagen ehemaliger Mitarbeiter die Investmentbank Lehman Brothers vor ihrem spektakulären Zusammenbruch im September 2008 über eine Schattenfirma namens “Hudson Castle” systematisch ihre Bilanzen schönte.

Während Hudson Castle nach aussen hin als unabhängige Firma etikettiert wurde, war sie offenbar in Wirklichkeit ein vollständig kontrollierter Ableger von Lehman Brothers, der im Jahre 2001 von der Investmentbank für 7 Milliarden Dollar gekauft wurde. Hudson Castle firmierte zu diesem Zeitpunkt noch unter dem Namen “IBEX Capital Markets”. Die später in Hudson Castle umbenannte Finanzeinheit gründete eigene Firmen. Von denen nahmen laut dem Bericht mindestens vier im Finanzmarkt Schuldscheine auf (“i.o.u´s”) und gaben diese Schuldscheine dann Lehman Brothers als “repurchase agreement” (repos) weiter. Diese “repos” sind ebenfalls Schuldscheine, die besagen, daß der Schuldner sie irgendwann einmal bezahlen könnte.

Der Gläubiger wurde zum Gläubigen, Milliardenschuldner aka Banken und Schlipsträger refinanzierten sich so auf magische Art und Weise. Und alle konnten prima davon leben, wie so viele Finanzgenerationen vorher.

Eine der Ableger von Hudson Castle, eine Finanzeinheit namens “Fenway”, gab Lehman noch kurz vor dem Zusammenbruch diese auf dem Finanzmarkt besorgten repo-Schuldscheine in Höhe von 3 Milliarden Dollar als “Kredit” weiter. Die als Gegenleistung für die repo-Schuldscheine von Lehman an Fenway überreichten Schuldscheine wurden nun vom versteckten Lehman-Ableger Fenway als Kredit an einen direkten Lehman-Ableger weitergereicht. Als “Sicherheit” für diesen “Kredit” Fenways an den versteckten Mutterkonzern Lehman diente Lehmans Beteiligung an der kalifornischen Firma SunCal, die leider auch zusammenbrach. Und als Krönung des ganzen gab dann Lehman nach seinem Zusammenbruch diese “repo”-Schuldscheine Fenways, welche die Investmentbank natürlich nicht zurückbezahlen konnte, als vermeintliche Konkursmassen an JPMorgan weiter.

Ein Schuldner gibt sich selbst Kredit. Oh wundersames Instrument der Marktwirtschaft. Man hört Guido Westerwelle auf dem Thron seufzen, “Zu viele Moneten, mein lieber Mozart, zu viele Moneten”.