Die ein oder andere Kennzahl aus dem munteren Reigen der Konjunkurdaten wird dann gerne als Garnierung nachgereicht, vor allem in Form einer monatlichen Veränderungsrate, die mit der Realität soviel zu tun hat wie „Maggi Fix für Salzkartoffeln“ mit Omas Sonntagsbraten. Aktienmärkte haben nun einmal die Eigenschaft, sowohl nach oben als auch nach unten mehrere Meilen in den sinnfreien Bewertungsraum wandern zu können. Je aggressiver die Marktteilnehmer auf die Möglichkeit einer ambitionierten oder viel zu billigen Bewertung reagieren, desto näher ist oft der Hoch- oder Tiefpunkt. Wir erinnern uns immer wieder gerne an die legendäre „cash burn rate“ oder auch an Unternehmen, die keine Schulden und die Taschen voller Cash hatten, deren Aktien aber trotzdem nicht vom Fleck kamen. Geduld ist halt ein hohes Gut.
Viel interessanter, nicht für das Trading aber für das Gesamtbild, sind systemische Betrachtungen. Angesichts des durchaus schon humoristisch zu nennenden finanziellen Totentanzes um die Staatschulden des einen oder anderen Landes gerät das völlig auf den Kopf gestellte Finanzierungssystem derzeit arg in den Hintergrund. Dabei sind die Anzeichen für das nach wie vor steigende Fieber des Systems überdeutlich.
Derzeit hält - weitgehend unbeachtet – die Verwerfung bei den Finanzinstituten an. Die Schwierigkeiten wachsen angesichts des mittlerweile bizarren Ausmaßes erwartungsgemäß zu einem echten Problem heran. Das Modell einer Bank ist bekannt, Geld wird zu einem Satz X ausgeliehen und zu einem höheren Satz U wieder angelegt. Von der Differenz lässt es sich eigenlich gut leben, einmal abgesehen von den immer wiederkehrenden teuren Ausflügen vieler Institute über ihren eigenen Kompetenzhorizont hinaus. Dieses Vorgehen erfordert, wenn nicht das zusätzliche Risiko einer nicht fristenkongruenten Finanzierung eingegangen werden soll, einen Refinanzierungssatz, der unter den Renditen der Finanzanlagen liegt. Klar, für 5% Geld leihen und selbiges für 4% wieder anlegen ist keine sonderlich elaborierte Strategie.
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